16. Dezember 2020

Zeit für digitales Erwachen: Der Beschaffungskongress 2020

Die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern lag lange Zeit in einem selbstvergessenen Dornröschenschlaf. Das kürzlich verabschiedete Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) kommt einem Weckruf nahe und soll Kliniken in Deutschland einen Schub in Richtung langersehnter Modernisierung geben. Wer schon lange die Alarmglocken läutet: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Beschaffungskongresses, der die innovativsten Köpfe der Krankenhauslogistik zusammenbringt. Eines der höchstrelevanten Themen: Die Closed-Loop-Versorgung und die Position, die automatisierte Versorgungsschränke – wie z. B. Omnicell XT Cabinets – darin einnehmen.

Die Sprecher und Teilnehmer des digitalen Beschaffungskongresses am 2. und 3. Dezember diskutierten über eine Vielzahl spannender Themen und ordneten diese vor dem Hintergrund aktueller Neuerungen ein. Einer der Schwerpunkte: Das Krankenhauszukunftsgesetz, das am 28. September in Kraft trat.

Der zweite Kongresstag startete mit Vorträgen von Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, dem Leiter des Centrums für Krankenhausmanagement, und Andreas Fischer, dem leitenden Apotheker für die klinisch-pharmazeutische Stationsarbeit am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Thematisch standen die Prozesse der Medikationslogistik und die praktische Anwendung automatisierter Versorgungssysteme im Fokus.

Weniger Arzneimittelirrtümer, mehr Arzneimitteltherapiesicherheit: Closed-Loop-Versorgung

In Krankenhäusern ist die Arzneimitteltherapiesicherheit ein hohes Gut und Medikationsfehler sind eine folgenschwere Herausforderung. 1 Denn: 19–35 % der Fehlereignisse im klinischen Betrieb sind auf Arzneimittelirrtümer zurückzuführen. 2 Prof. von Eiff berichtet aus Studien, dass die Arzneimittelkomplikationen zu den häufigsten Fehlern im Medizinbetrieb zählen und gleichzeitig gravierende Folgen für den Patienten haben. 1,2 Zusätzlich zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen und spürbaren Einschränkungen des Wohlbefindens bewirkt jeder nicht fatale Medikationsirrtum im Durchschnitt circa 3.000 Euro vermeidbare Kosten in Form von Liegezeitverlängerungen. 2

Systeme, die Prozesse automatisieren und optimieren, können einen wichtigen Beitrag für die Arzneimitteltherapiesicherheit leisten – so auch Closed-Loop und Unit-Dose. 3 Die Closed-Loop-Versorgung stellt einen geschlossenen Medikationsprozess mit elektronischer Verschreibung, pharmazeutischer Validierung und lückenloser Dokumentation sicher. 4 Unit-Dose bezeichnet die patientenindividualisierte Belieferung aus der Zentralapotheke, geht allerdings mit der Limitation einher, dass die Logistik eine Ad-hoc-Medikation ausschließt und sich hauptsächlich auf Arzneimittel in fester oraler Darreichungsform beschränkt. 3 So werden u. a. Betäubungsmittel (BtM), Spritzen sowie Ampullen nicht abgedeckt. An dieser Stelle kommen automatisierte Versorgungsschränke – wie die Omnicell XT Cabinets – ins Spiel, die den Prozess einer Closed-Loop-Versorgung optimal ergänzen.

Von der Theorie in die Praxis: Einsatz der XT Cabinets im Uniklinikum Dresden

Bei der Automatisierung des Medikamentenmanagements geht das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden mit herausragendem Beispiel voran. Denn: Das Klinikum hat die XT Cabinets auf Intensivstationen und in OP-Bereichen implementiert und setzt damit als erstes deutsches Krankenhaus Omnicells gesicherte, elektronische Medikamentenabgabe- und Aufbewahrungssysteme ein. Mit dem Fokus auf BtM war es das Ziel, die Prozesse zu optimieren, die Nachweisführung zu verbessern und den Dokumentationsaufwand zu reduzieren.  

Auch international haben sich die XT Cabinets bewährt: Nutzerakzeptanz und Zeitersparnis für Pflegekräfte und Ärzte sind hoch, Einweisung und Schulung sind mit minimalem Aufwand verbunden. 3,5 

Fortschritt durch Interoperabilität und Vernetzung

„Automatisierte Versorgungsschränke bieten die Chance, die Patientensicherheit zu steigern und Arbeitsprozesse zu optimieren. Für den digitalen Fortschritt ist eine Vernetzung der Systeme und eine ganzheitliche Strategie zur Umsetzung der Digitalisierung innerhalb eines Krankenhauses unabdingbar.“, untermauert Ulrich Knipping, Senior Sales Manager DACH bei Omnicell, die enormen Vorteile der Interoperabilität. „Elektronische Versorgungsschränke nehmen bei der Vernetzung eine bedeutende Position ein und sind so etwas wie der digitale Backbone in der Medikationslogistik eines Krankenhauses.“, ergänzt Prof. von Eiff.

Es gibt prozessorientierte Organisationsansätze, um die Arzneimittelsicherheit zu verbessern und ganz gezielt im Rahmen des KHZG tätig zu werden. Was jetzt wichtig ist, bringt Prof. von Eiff mit seiner Empfehlung treffend auf den Punkt: „Identifizieren Sie Sicherheits- und Versorgungslücken in der bestehenden Arzneimittellogistik und erarbeiten Sie gemeinsam mit den betreffenden Pflegekräften und Ärzten ein Logistikkonzept auf Basis der Anforderungskriterien einer Closed-Loop-Versorgung. Setzen Sie das Konzept gemeinsam mit einem leistungsfähigen Anbieter von elektronischen Versorgungsschränken, beispielsweise Omnicell gezielt um. Achten sie dabei auf ein stringentes Projektmanagement und eine unterstützende Change-Management Organisation.“  

Referenzen

  1. Bräutigam K. Abschlussbericht zum Projekt zur Erfassung und Bewertung von Medikationsfehlern. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2018.
  2. von Eiff, W. Management der patientenorientierten Arzneimittellogistik. kma - Klinik Management aktuell 2020; 25(09): 57–60.
  3. Frontini R. Automated Dispensing Cabinets (ADCs) als Ergänzung der Unit-Dose-Belieferung. Krankenhauspharmazie 2020; 41: 262–266.
  4. Baehr M. und Melzer S. Closed Loop Medication Management. Medizinische Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017.
  5. von Eiff A.K.S. und von Eiff W. Das Magnet-Konzept – Merkmale und Realisierungsvoraussetzungen. Zeitschrift für Führung und Personalmanagement in der Gesundheitswirtschaft 2020; 6(2): 24–28   

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